Instantkaffee, Schnaps, heisses Wasser:
Der «Kafi Luz» ist schnell gemacht. Aber gehört er wirklich zum kulinarischen Erbe der Schweiz?
Der warme, kräftige Duft kitzelt in der Nase. Im Mund mischt sich der bittere Kaffee mit dem süssen Alkohol. Der Schnaps brennt leicht im Hals und hinterlässt im ganzen Körper eine wohlige Wärme. «Kafi Luz» schmeckt nach Après-Ski und Berghütten, nach geselligen Abenden und knisterndem Kaminfeuer. Für den «Kafi Luz» benötigt man drei Zutaten: ein bis zwei kleine Löffel Instantkaffee, einen Schluck Fruchtbrand und heisses Wasser. Die goldene Regel besagt: Die Brühe soll so klar sein, dass man durch sie hindurch die Zeitung lesen könnte.
«Kafi Luz» wird vor allem in Bergrestaurants, gemütlichen Alpenstübli und an der Luzerner Fasnacht serviert. Der Verein Klub Luz, gegründet durch vier Luzerner Destillerien, möchte dieses Getränk als kulinarisches Erbe der Schweiz offiziell anerkennen und bei der Unesco als immaterielles Kulturerbe eintragen lassen. Adrian Affentranger, Vorstandsmitglied des Vereins, sagt: «Regionale Produkte erleben einen Aufschwung. Jede Schweizer Region hat ihre Spezialität. Das Tessin hat den Merlot, das Wallis den Fendant. Und Luzern?»
Die Entlebucher waren die Ersten
Der Klub Luz arbeitet mit dem Kulinarikforscher Dominik Flammer zusammen, um die Geschichte des Getränks zu erforschen. Die Recherche ist noch nicht abgeschlossen. Eine These besagt, dass die Entlebucher im 17. Jahrhundert die Ersten waren, die ihrem Kaffee einen «Schuss» hinzufügten. Das Getränk kam im 17. Jahrhundert auch in die Stadt Luzern, die schweizweit die erste gewesen sein soll, die es in Restaurants verkaufte.
Der Ursprung des Namens «Kafi Luz» ist bis heute ein Rätsel. Eine mögliche Erklärung besagt, dass «Luz» für Luzern steht, obwohl das Getränk bei den Einheimischen eher als Kafi Träsch bekannt ist. Träsch ist ein Schnaps, der aus Birnen und Äpfeln gebrannt wird.
Die Geschichte des «Kafi Luz» hat den Verein inspiriert, auch andere Spezialitäten aus dem Kanton Luzern zu fördern. Affentranger erwähnt: Chügelipastete, Birewegge und Lebkuchen. Der Verein will ein Erlebnisland schaffen, in dem Besucher die Geschichten hinter diesen Spezialitäten entdecken können.
Zudem möchte der Klub Luz, dass Schweizer Fruchtbrände wieder beliebter werden. Denn ihr Absatz hat in den letzten Jahren massiv abgenommen. Jener von Importierten im Gegenzug zugenommen. Affentranger sagt: «Unser Ziel ist auch, regionale Produkte zu fördern, damit jemand eher zum Fruchtbrand aus der Schweiz greift statt zum Whisky aus Schottland.»
Zwischen Basler Fasnacht und Alpinismus
Der Klub Luz finanziert sich über Vereinsmitglieder, Sponsoren und Gönner sowie durch finanzielle Mittel vom Kanton Luzern im Rahmen der Neuen Regionalpolitik. Mit der Neuen Regionalpolitik unterstützen Bund und Kantone das Berggebiet, den weiteren ländlichen Raum und die Grenzregionen in ihrer regionalwirtschaftlichen Entwicklung.
Die kulturelle Förderung des «Kafi Luz» ergibt für den Klub Luz auch wirtschaftlich Sinn: Würde «Kafi Luz» von der Unesco und dem Bund als Kulturerbe anerkannt, liesse sich die Marke besser schützen, und es liesse sich mehr Geld verdienen.
Bis etwas als immaterielles Kulturerbe anerkannt wird, gibt es allerdings einige bürokratische Hürden zu überwinden. Der Vorstand muss das Getränk als Brauchtum im nationalen Verzeichnis für lebendige Traditionen anmelden und es mit historischen Dokumenten belegen. Eine Expertengruppe des Bundesamts für Kultur entscheidet alle paar Jahre über Neuaufnahmen in die Liste. Erst dann kommt eine Nominierung bei der Unesco infrage.
Bisher haben zehn Schweizer Traditionen das anspruchsvolle 18-monatige Evulationsverfahren erfolgreich durchlaufen und es auf die repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit geschafft. Dazu gehören das Winzerfest in Vevey, die Basler Fasnacht und der Alpinismus. Ob der «Kafi Luz» in diese Reihe aufgenommen wird, bleibt abzuwarten.
(Textquelle: NZZ, Dennis Hoffmeyer 20.09.2024 | Bildquelle: Klub Luz)