Maygreen Distillery, Hägglingen AG

Aus Liebe zum Unverfälschten

 

Im beschaulichen Hägglingen brennt sich ein Quereinsteiger in die Herzen der Schweizer Spirituosenszene. Daniel Röthlisberger hat seine Maygreen Distillery erst 2019 in Betrieb genommen – und bereits für zünftig Aufsehen gesorgt. Goldprämiertes Aufsehen. von Lucas Huber


«Ich hatte die Nase voll.» Daniel Röthlisberger, 50, spricht von seinem früheren Beruf in der internationalen Wirtschaft, wo Preis- zu Qualitätsdruck führte. Heute ist er der ursprüngliche Werkzeugmacher Brennmeister – und Qualität sein oberstes Credo. «Und dass man als Brenner ja auch immer Mechaniker sein muss, hilft natürlich.»



Natürlich kam das nicht aus dem Nichts. Einerseits war da Werner Steinmann, der seine Lohnbrennerei im nahen Villmergen nach über 30 Jahren stilllegte. Mit seinem Vater hatte Daniel Röthlisberger Zeit seines Lebens bei Steinmann ihre Früchte brennen lassen. Spirituosen sind also nicht nur Teil seines Lebens, nicht nur Passion und natürlich Genuss, sondern auch ein Band zwischen ihm und dem Vater.

Als Quereinsteiger weiss Röthlisberger: «Das war ein wirtschaftliches Risiko, und tatsächlich: Ich habe weniger Freizeit bei geringerem Lohn; aber die Freude überwiegt. Und zwar bei Weitem.» Maygreen heisst Röthlisbergers kleine Brennerei im aargauischen Hägglingen, benannt nach dem Wahrzeichen der Gemeinde, dem Hügel Maiengrün mit seinem Aussichtsturm.

Gelbmöstler sticht Williams aus
«Und auf Englisch klingt es halt ein bisschen hipper», fügt er schmunzelnd an. Das wäre es denn aber auch schon mit der Exotik. Das Gemüse, Obst und Getreide, das er zu Destillaten brennt, stammt aus der nächsten Umgebung, er arbeitet eng mit einer Reihe von Landwirten zusammen. Und das Maygreen-Logo basiert auf dem Wappen seiner Familie.

Daniel Röthlisberger hat 2018 in Hägglingen das Gebäude einer einstigen Kleidermanufaktur erworben, in dem später Maschinen beschichtet und schliesslich Elektroanlagen gebaut wurden. Entsprechend erschöpfend gestalteten sich die Umbauarbeiten. 2019 nahm er die Brennerei in Betrieb – und etablierte sich vom Start weg.

Seine Destillate erfreuen sich nicht nur riesiger Beliebtheit; an der DistiSuisse, der Schweizer Spirituosenprämierung, holte er gleich drei Goldmedaillen – mit vier eingereichten Bränden. Zwei erhielt er für die Bierbrände «bier paul 10» und «bier paul 05», die dritte für seinen Gelbmöstler, einen sortenreinen Birnenbrand. «Acht von zehn Kunden, die eigentlich für einen Williams kommen, gehen mit einem Gelbmöstler – und sind begeistert», erzählt er ebenso begeistert.

Der Tüftler im Labor
Auch wenn sich Daniel Röthlisberger der stolzen helvetischen Brennertradition verpflichtet fühlt, so ist ihm genauso bewusst, dass letztlich der Kunde entscheidet, was ihm schmeckt. «Der Kunde entscheidet, was ihm schmeckt. Darum ist aus meiner Sicht auch alles erlaubt.» Zuhause in Wohlen hat er sich darum ein kleines Labor eingerichtet. Hier tüftelt er an Likören und Cocktailrezepten. Auch einen Gin schliesst er derweil nicht aus. «Ich weiss, dass ich mit Gin schon heute eine grössere Kundschaft erschliessen könnte, aber ich liebe einfach das Sortenreine; das Unverfälschte.»

Neben alldem arbeitet er übrigens auch noch 60 Prozent im Sozialbereich. Und dann sind da eben die vier Maygreen-Standbeine. Nummer eins: Die Gewerbebrennerei mit den Edelbränden, die er direkt verkauft. Es sind über 30 Sorten. «Ich kann einfach nicht Nein sagen, wenn ein Bauer mit einer alten Obstsorte auf mich zukommt», sagt Röthlisberger schmunzelnd.

Da ist die Lohnbrennerei, also das Brennen für Kundinnen und Kunden. «Bei mir bekommen alle ihren eigenen Schnnaps», sagt Röthlisberger, «und ich brenne jeden genauso, als wäre es mein eigener.» Daneben betreibt er einen Spirituosenhandel, obschon diese Sparte mit gerademal einem Produkt, einem exklusiven Dattelgin aus Namibia (doch noch ein Schuss Exotik), noch kaum der Rede wert ist.

Und schliesslich führt er Anlässe in seiner Brennerei durch: Tastings, Führungen, Sensorik- und Einmaischekurse sowie Schulungen für Gastronomiebetriebe. Daniel Röthlisberger hält dann mitunter packende Vorträge, schwärmt dabei von Technik und Genuss und kombiniert schliesslich Gebranntes mit Kulinarischem. Davon, so viel steht fest, wird er die Nase nie vollhaben.

Kontakt:
Maygreen GmbH
Unterdorfstrasse 10
5607 Hägglingen
info@maygreen.ch
www.maygreen.ch