Es ist ein kühler Morgen in Roggliswil, Kanton Luzern. Ganz in der Nähe, in Reiden, ist Eliane Luternauer aufgewachsen. Heute wohnt die Chefin von 80 Mitarbeitenden in Münchenbuchsee. Doch für
ihr liebstes Hobby kommt sie jederzeit gern in ihre alte Heimat.
Eliane Luternauer, 34, erntet Obst, das sonst niemand ernet. «Ich habe dem Foodwaste den Kampf angesagt.» Darum ist sie an diesem kühlen Septembermorgen mit Vater und Tante oberhalb von
Roggliswil unter diesem mächtigen Birnbaum, von dem sie mit einer Geometerstange die Früchte schüttelt.
Daraus macht sie Schnaps. Oder korrekter: lässt machen, vor allem mit der Brennerei Schwab in Oberwil bei Büren (die für ihren Buechbärger Whisky berüchtigt ist) arbeitet sie zusammen. Aus den
gesammelten Birnen wird ein Birnbrand sowie ein Vieille Poire entstehen, was dringend nötig ist, denn der ist schon wieder ausverkauft.
Der Renner in ihrem Sortiment ist allerdings ein Kakaogeist, den sie mit den Kakaoschalen herstellt, die bei einem befreundeten Schokoladeproduzenten als Abfall anfallen. «Mein Geist schmeckt,
als hätte man pure Schokolade im Mund», sagt Eliane Luternauer. Auch einen Süsskartoffelbrand hat sie im Angebot.
Ihr kleines Unternehmen «Grossvaters Art» ist für sie eine Herzensangelegenheit, genauso wie das Retten von Lebens-mitteln. Und der Name ist Programm: «Als Kind habe ich Kirschen und Zwetschgen
mit meinem Grossvater eingemaischt und dem Störbrenner zugeschaut, wie er daraus Schnaps brannte.»
Das alles war fast vergessen, bis sie 2016 kaum glauben konnte, dass die vollhängenden Birnbäume an ihrem Arbeitsplatz nicht beerntet wurden. Da erinnerte sie sich an die alte Veredelungsmethode
ihres Grossvaters, die vielleicht eleganteste Konservierung von Obst: das Brennen. Das war der Anfang von «Grossvaters Art». Seither wächst das kleine Unternehmen, Fass um Fass und um immer mehr
gerettetes Obst.

